Liebe Blearoch
Es ist verständlich, dass dir das alles Angst macht und dass du nicht weisst, was tun. Du erlebst eine sehr schwierige Situation. Jeder Weg scheint schwierig.
Aber es gibt gute Möglichkeiten, die Situation für dich zu verbessern!
Ich finde es sehr gut, dass du mit deiner Tante und noch jemand anderem über das gesprochen hast, was du erlebst. Ich finde es auch sehr gut, dass du deinen Vater gerufen hast, als deine Mutter so stark berauscht war. Tu das wieder, falls nötig! Ich finde es auch gut, dass du versucht hast, mit deinem Vater zu sprechen. Er blockt aber leider ab und läuft davon. Vielleicht ist er auch überfordert...
Was tun?
Ein möglicher Weg wäre folgender: Beratungsstellen für Suchtprobleme sind auch für Angehörige da. Du könntest da mit jemandem sprechen, der deine Situation gut versteht. Mit dieser Person könntest du deine Ängste besprechen. Fachpersonen einer Suchtberatungsstelle können dich begleiten, damit du Wege findest, die Situation für dich zu verbessern. Vielleicht ergibt sich dann die Möglichkeit, dass auch deine Mutter später zu einem Gespräch mitkommt.
Könnte sich dein Vater vorstellen, dich zu einer solchen Beratung zu begleiten? So könnte er auch Hinweise erhalten, wie er dich unterstützen könnte.
Im Kanton St. Gallen kannst du dich an die Suchtfachstelle wenden: https://www.suchtfachstelle-sg.ch/kinder-suchtbelasteter-familien.html
Die MitarbeiterInnen dieser Stelle unterstehen der Schweigepflicht. Die Beratung ist kostenlos.
Wenn du unsicher bist: Du kannst auch "einfach" mal anrufen und dich erkundigen, was diese Fachstelle dir genau anbieten kann. Sie wird auch sicher nichts tun, was deiner Mutter schaden könnte.
Suchtfachstelle
Brühlgasse 15
9004 St.Gallen
Tel. 071 245 05 45
Deine Tante und eine Kollegin haben dir auch angeboten, dass du eine Weile bei ihnen wohnen könntest. Das würde dich aber ängstigen. Du wüsstest nicht, was dann bei deiner Mutter geschieht. Du kannst deiner Mutter sagen: "Ich mache mir grosse Sorgen um dich. Ich habe dich lieb und wünsche mir für dich, dass es dir wieder besser geht. Aber für mich ist das hier alles sehr schwer. Ich halte das so nicht aus." Wenn du gerne eine Weile bei deiner Tante wohnen möchtest, solltest du dir das unbedingt erlauben. Deine Mutter ist nicht alleine. Sie kann sich Hilfe holen: Du kannst deiner Mutter sagen, dass Suchtberatungsstellen für sie da sind!
Du bist 17 Jahre alt. Du solltest deine Energie unbedingt auch für dich verwenden können. Du hast das Recht, Spass und Freude zu haben!
Liebe Blearoch, zögere nicht, weiterhin mit deiner Tante und anderen Vertrauenspersonen zu sprechen. Und zögere nicht, dich auch an die Suchtfachstelle zu wenden.
Wir bleiben da! Melde dich unbedingt jederzeit wieder, wenn du berichten möchtest oder Fragen hast!