...und das schon seitdem ich denken kann. Nur war es damals nie wirklich 'schlimm' oder ernsthaft besorgniserregend. Es fing damit an, dass sie jeden Abend ihr 'Gläschen Wein' getrunken hatte 'um zu entspannen'. Aber nie mehr. Es hatte sich auch nie wirklich auf ihre Stimmung ausgewirkt. Mittlerweile, so seit gut 7-8 Jahren, trinkt sie dafür ihre zwei Flaschen alleine. Ich wohne nicht mehr bei ihr, dennoch darf ich mich dennoch regelmäßig um ihre Abstürze kümmern. Wenn ich nicht da bin ruft sie mich teilweise mitten in der Nacht an, meistens merkt man am Anfang des Gespräches gar nicht, das sie etwas getrunken hat; erst sobald sie einen gewissen Pegel erreicht. Dann fängt sie entweder an mir Vorwürfe für die Dinge zu machen, die vor Jahren zwischen uns vorgefallen sind, oder beklagt sich über die selben schwierigen Themen, die mich selbst noch beschäftigen. Nur kann ich mich nicht selbst mit meiner Trauer auseinander setzen, weil ich ja für sie da sein muss. Das gleiche passiert auch wenn ich sie besuche und über Nacht bleibe, nur dass ich sie dann zusätzlich noch Bettfertig machen darf, weil ihr Partner sich aus der Verantwortung zieht. Richtig unangenehm wird es aber erst an Feierlichkeiten, wie heute zum Beispiel. Wir waren bei meinen Großeltern, also ihren Eltern, zusammen mit ihren Geschwistern und einem Jahrelangem Kindheitsfreund. Sie war die einzige die getrunken hat und sobald sie anfing, war die allgemeine Stimmung schon gedrückt. Ich durfte ihr die ganze Zeit hinterher rennen, sie ausbremsen weil sie zu anzüglich wurde oder Dinge sagte und tat, die man anstandsmäßig einfach sein lässt. Sie hat sich einfach nur daneben benommen und ich musste mich wieder darum kümmern, weil sich keiner verantwortlich gefühlt hat und man nur hinter ihrem Rücken meckerte oder sie vorführte. Ich liebe meine Mum über alles, nur wird es allmählich wirklich zu viel. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch nicht dass ihr Körper das noch lange mit macht, so viele Beschwerden wie sie mittlerweile schon hat. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, denn wenn man versucht mit ihr darüber zu reden, um eine Lösung zu finden, blockiert sie. Und es hilft mir auch niemand dabei, im Gegenteil, man drückt mir nur die Verantwortung auf. Ich habe niemanden mit dem ich darüber reden kann, weil jeder ablehnend ist und es einfach nur abtut. Mir ist bewusst dass sich da nicht viel machen lässt, weil sie selbst auch nichts daran ändern möchte und selbst der Meinung ist, wenn sie stirbt wird sie ja eh keiner vermissen. Ich... möchte einfach nur mal darüber reden und diesen Seelischen Abfall los werden, weil ich sonst selbst bald daran zerbreche.
Meine Mum hat ein Problem...
Liebe Gladd3l
Du schreibst, dass dir die Verantwortung aufgedrückt wird. Das ist nicht fair und es ist wichtig, dass du weisst, dass du nicht verantwortlich für den Konsum deiner Mutter bist. Und auch nicht für ihr Verhalten oder ihren Gesundheitszustand.
Du kannst zwar deine Mutter nicht zwingen, sich Hilfe zu holen, aber du kannst etwas für dich tun. Erstens: du kannst versuchen Grenzen zu setzen. Zum Beispiel deiner Mutter mitteilen, dass dir ihr Verhalten unangenehm ist, wenn sie alkoholisiert ist und sie nur dann treffen, wenn sie nicht getrunken hat. Gleichzeitig kannst du für sie da sein indem du ihr anbietest, wenn sie denn dazu bereit ist, sie zu einer Beratungsstelle zu begleiten. Wann auch immer der Moment kommt.
Zweitens: Es ist wichtig, dass du mit jemandem diese Seelische Belastung besprichst. Gibt es FreundInnen, eine Gotte (Patentante)… - Menschen ausserhalb der Familie, mit denen du über das sprechen kannst, was dich belastet? In jedem Kanton gibt es Beratungsstellen, an die du dich kostenlos wenden kannst (du findest diese auf dieser Website unter "Wo Hilfe finden?"). Auch ohne deine Mutter, denn es geht um die Belastung, die DU fühlst. Hier kann man dir bestimmt auch Strategien mitteilen, die im Umgang mit der Situation helfen.
Das Wichtigste ist, dass du Sorge zu dir trägst. Und dir die Zeit gibst, um Dinge zu tun, die dir gut tun.
Ich hoffe, diese Hinweise helfen weiter! Wir sind da! Schreibe uns unbedingt wieder, wenn du möchtest!
Herzliche Grüsse