Liebe Lotte
Du hast bereits viel Mut, finde ich! Du stellst dich wichtigen Fragen und du suchst aktiv Unterstützung!
Nun ist ein Gespräch mit dir, deinen Eltern und einem Therapeuten geplant, vor dem du Angst hast. Du hast Angst, dass die Sinnhaftigkeit des Gesprächs in Frage gestellt sein könnte, wenn du keine Emotionen zulassen kannst. Und du hast Angst, Emotionen zuzulassen, weil du fürchtest, dann verletzlich zu werden.
So wie dir geht es vielen, die Unterstützung aufsuchen. Es ist für viele nicht leicht, Gefühle zuzulassen oder zu zeigen. Deshalb haben Therapeutinnen und Therapeuten in der Regel viel Erfahrung, um mit solchen Situationen umgehen zu können.
Ob du viele Emotionen zeigen wirst oder wenige oder keine: Das geplante Gespräch ist eine gute Sache und es ist wichtig, dass es stattfindet. Der Therapeut ist da, um das Gespräch zu lenken und zu leiten. Er wird alle Anwesenden so gut wie möglich unterstützen, dass sie das äussern können und erfahren können, was wichtig ist. Du bist nicht alleine und kannst hier auch Verantwortung abgeben!
Ich kann verstehen, dass du dir wünschst, dass deine Mutter ihre Krankheit einsieht und ihr Leben ändert. Aber ob sie das (bald) tut, kann niemand sagen. Aber es gibt auch andere Ziele, die dir helfen können. Zum Beispiel ist es wichtig, dass du Verantwortung abgeben kannst. Auch wenn deine Mutter weiter trinkt können sich mit dem Gespräch und in der Therapie Wege auftun, die dich entlasten.
Vielleicht hilft es dir auch, wenn du für dich auf einem Blatt Papier notierst, was du deinen Eltern im Gespräch sagen möchtest und was du sie vielleicht auch fragen möchtest. Du kannst auch deine Emotionen, die du hast, aufschreiben! Wenn du sie im Gespräch nicht zeigen kannst, kannst du trotzdem über sie sprechen, wenn du das dann möchtest.
Wenn du deinen Therapeuten vor diesem Gespräch noch einmal alleine siehst, kannst du mit ihm über die Ängste sprechen, die du hast. Aber wenn das nicht möglich ist: der Therapeut wird das Gespräch lenken. Er wird sicher dafür sorgen, dass du gut zu Wort kommst und dass wichtige Themen angesprochen werden. Er wird dir auch dabei helfen, dich zu schützen.
Das Gespräch mit deinen Eltern ist ein wichtiger Schritt. Aber es hängt auch nicht alles davon ab! Es ist ein Schritt auf deinem Weg.
Ich hoffe, dir mit diesen Gedanken weiterhelfen zu können. Bitte schreibe jederzeit wieder, wenn du berichten möchtest oder etwas auf dem Herzen hast!
Herzliche Grüsse
Admin-jajosa